Im Scheinwerferlicht der Discokugel erzählen Deeper auf “Careful!” Geschichten aus dem Leben, die sich zwischen 80er Post-Punk und dem Indierock der 2000er ihren Platz suchen. Allzu gemütlich machen es sich Deeper in Genreschubladen allerdings nicht.
Wo “Build A Bridge” mit nervösem Gitarrenzucken und Artrock à la Talking Heads Fragen nach Selbstakzeptanz und Identitätskrisen in einer Welt von gleichförmiger Anzugträgerei aufwirft, bricht “Heat Lamp” all das auf ein Minium herunter – ohne dafür Worte zu benötigen. Mit oszillierender Geräuschkulisse und eingeschobener Verzerrung wirkt der Song wie ein 38-sekündiger Trip in die 60er, dessen Klänge sich wie warmes Lavalampen-Wachs ausdehnen.
Diese psychedelische Wirkung wabert mit “Tele” in die entgegengesetzte Richtung. Hier werden Gitarrenriffs durch kühle Synthesizerklänge ersetzt, an die Stelle des Schlagzeugs treten Sampler. Eine Reduzierung aufs Nötigste, die in ihrer Wirkung an die düstere Atmosphäre von Joy Divison, The Chameleons und Echo & The Bunnymen heranreicht, während “Pressure” mit den Worten “I Will Need You Around” davon handelt, sich in schweren Zeiten Halt zu geben. Zeilen, die sich am Ende wie eine wohlige Decke um einen legen. Die kann man nach einer mit Deeper durchtanzten Nacht gut gebrauchen.
Das steckt drin: The Chameleons, Franz Ferdinand, Talking Heads
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Auto-Pain
VÖ: 27.03.2020