Die Indieband aus Atlanta machte lange aus der Zeit gefallene Kritikermusik, die sich zwischen Nabelschau und Pillentraum im Sitzsack räkelte – Halcyon Digest steht nun zum ersten Mal richtig im Schaufenster. Für diesen Anlass hat sich die Band allerdings die karrieredynamische Neulackierung verkniffen und schreibt stattdessen weiter ins Logbuch. Thema: Youth and Young Manhood, im Rückspiegel der Erinnerung.
Come out tonight/ Were gonna get stoned/ I dont wanna get old, heißt es in Basement Scene, einem Song, der perfekt die am Horizont entschwindende Jugend einfängt und dabei noch einmal die unverschämte Unbefangenheit von damals hochleben lässt. Doch Halcyon Digest ist kein Nostalgietrip geworden: Die Texte haben bereits die Zukunft im Auge und geben einen schönen Kontrast zu den entschleunigten LoFi-Sounds ab, die mit kalifornisch anmutender Friedfertigkeit auf ihr Publikum zuwabern.
Wer Deerhunter sagt, meint zu einem gewissen Grad nämlich immer noch Drogenmesse, und Bradford Cox verfremdete Vocals im Verbund mit den ins Nirgendwo mäandernden Melodien sorgen nach wie vor für Muster auf der Tapete. Analoges Rauschen und Effekte mit einfachsten Mitteln – die charakteristische Mischung aus verblüffender Eingängigkeit und angerauter Ästhetik macht Halcyon Digest über die gesamte Distanz spannend. Und wenn die Single Revival heißt und gerade mal zwei verstrahlte Minuten dauert, merkt man: Die gesunde Egalhaltung im Angesicht des Erfolges ist auch noch weitgehend intakt.
weitere Platten
Why Hasn't Everything Already Disappeared?
VÖ: 18.01.2019
Fading Frontier
VÖ: 16.10.2015
Monomania
VÖ: 03.05.2013
Microcastle
VÖ: 24.10.2008