Der immer etwas flatterhafte Bradford Cox hatte sich in den Interviews zur letzten Deerhunter-Platte Halcyon Digest schon dagegen gewehrt, als Indiemusiker bezeichnet zu werden. Er sei ein Punk, sagte er, und spielte zum Beweis ein Konzert in Minneapolis, bei dem er eine Stunde lang My Sharona coverte, bis schließlich Stühle und Flaschen flogen. Monomania ist zumindest im Geiste verwandt mit dieser Trotzgeste, es ist das schepprigste und kaputteste Deerhunter-Album bisher und außerdem noch mal eine Spur direkter als sein Vorgänger. Die Produktion ist in sämtlichen Teilaspekten unsauber: sei es der häufig verwischte Gesang von Cox und Band-1B Lockett Pundt, das ständig an den Songs zerrende Gitarrenfeedback oder die allgemeine Blubberigkeit, in der viele Momente versinken. Ein Song wie Leather Jacket II kann so drei Minuten mit dem Versuch verbringen, sich selbst aufzufressen und Nitebike als Alleingang der Akustikgitarre mit dem Zerfall liebäugeln. Gleichzeitig klingen Deerhunter aber auch aggressiv und konfrontativ wie nie zuvor und formulieren aus dieser Angriffslust vergleichsweise konventionell aufgebaute Songs wie Sleepwalking und das Titelstück, die gerade deshalb funktionieren, weil sie sich nicht um ein typisches Rock-Crescendo herumdrücken wollen. Wer sich Deerhunters persönliches Fun House gewünscht hatte, könnte also enttäuscht sein von Monomania. Wer auch mit ihrem Raw Power leben kann, braucht nur noch zu hoffen, dass die Band nicht im Bild bleibt und sich als nächstes selbst zerfleischt.
Psychrock
Postpunk
Noiserock
Für Fans von:
Liars
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