Die Idee zu einem solchen Remix-Album entstand bereits während der Aufnahmen zu “White Pony”. Die Deftones, so wird erzählt, waren damals besessen von der Arbeit des ebenfalls aus Sacramento stammenden DJ Shadow und seines Albums “Endtroducing…” und planten, von ihm das gesamte Album remixen zu lassen. Umgesetzt wurde die Idee zwar nie, trotzdem war Shadow bei dem nun verwirklichten “Black Stallion” einer der ersten Kandidaten für einen Remix. Seine Bearbeitung von “Digital Bath” folgt unmittelbar auf den etwas ziellosen Opener “Feiticeira” im Clams-Casino-Remix. An DJ Shadows wirklich ausgezeichnetem Remix, der irgendwo zwischen schabend-abstraktem HipHop und dunklem Electro changiert, zeichnet sich ab, was sich durch die gesamte Platte zieht: Es ist tatsächlich vollkommen egal, in welche Sounds und Genres man die Deftones-Originale überführt, Chino Morenos Ausnahmestimme trägt wirklich immer – zumindest, wenn sie unverändert zum Einsatz kommt.
Was nicht immer der Fall ist: Der britische Elektroniker Trevor Jackson etwa verwandelt “Korea” in ein pumpendes Instrumental-Biest, das mit dem Originalsong im Grunde nichts mehr gemeinsam hat; Linkin Parks Mike Shinoda belegt den Gesang in “Passenger” mit dermaßen vielen Effekten, dass man Moreno kaum wiedererkennt. Der Pop- und HipHop- Produzent Salva, sonst bekannt für Ohrwürmchen zwischen Rihanna, Shakira und Future, packt für “Rx Queen” all seine knarzenden, zerwühlten Trap-Produktionen aus, die für seine Hauptkunden wohl zu schrullig sind. Auch der gesamte Rest der Platte überzeugt, gerade in seiner Vielseitigkeit. Sei es die versponnen dream-poppige Phantogram-Version von “Street Carp”, der enorm gefühlvoll zurückgenommene, auf Piano, Akustikgitarre und Field Recordings basierende Robert-Smith-Remix von “Teenager” oder das in seiner Brutalität an Nine Inch Nails‘ “March Of The Pigs” erinnernde “Elite” in der Blanck-Mass-Neubearbeitung. Eine eigene ausführliche Würdigung hätte der jenseits aller Kategorisierung und technischen Beschreibung liegende, über zehn Minuten lange Squarepusher-Remix von “Pink Maggit” verdient: Was für ein Trip, der überraschend harmlos beginnt und die mit Abstand meisten Tonspuren des Originals verwendet, um dann im weiteren Verlauf immer kranker und kaputter zu klingen und in breiter Gitarrenwand-Apathie zu enden. Damit setzt er einen fulminanten Abschluss unter eine grundsätzlich sehr gelungene Unternehmung voller Überraschungen.
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