Ich weiß, heutzutage macht man sich zum Trottel, wenn man von einem HipHop-Song erwartet, dass er neben brillanten Styles und Beats auch noch Aussagen enthält, die über die obligatorische Selbstbeweihräucherung hinausgehen. Für gewöhnlich wird man dann darauf hingewiesen, dass man HipHop nicht verstanden hat. Dass es aber auch anders geht, zeigen Deichkind mit ihrem Debütalbum Bitte ziehen Sie durch. Seit rund drei Jahren ist das Hamburger Trio aktiv und konnte bereits mit der Maxi Kabeljau Inferno überzeugen, der Longplayer ist allerdings noch weit besser als die Single. Zwar spielen auch Deichkind das Rapgame bereitwillig mit, zwischendurch darf dann aber auch mal gelacht und sogar nachgedacht werden. Dabei lutschen die MCs Malte, Buddy und Philipp nicht nur altbekannte Themen durch, sondern bringen auch mal ungewöhnlichere Aspekte auf den Tisch, etwa das anonyme Großstadtleben (Smogcity), die Problematik, während einer Tour von der Familie getrennt zu sein (Weit weg) oder – mal etwas lustiger in einer Art Hörspiel – den ungeliebten Schwiegervater. Konsequent gehen Deichkind vor allem mit ihren Witzen vor, denn die beschränken sich nicht ausschließlich auf die Texte, der Song Komm schon wurde auch musikalisch kongenial dämlich umgesetzt. Einer der Höhepunkte des Albums ist aber wohl der gemeinsam mit Dendemann und Nico Suave entstandene Bundeswehr-Song T2wei, bei dem man nie so recht weiß, welche der Aussagen ernst gemeint ist. Dass Deichkind mit ihrem Scheiß in die Charts wollen, kann man ihnen abschließend betrachtet wirklich nicht vorwerfen. Ob sie das aber schaffen werden, muss man fast bezweifeln, denn die Songs ihres Albums klingen fast eine Spur zu reif, um 08/15-Hörer begeistern zu können.
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