Oha, Hans Hartz? Oder gar Pur? Das famose Intro im schlimmsten Schlagerrock-Stil lässt übelste Befürchtungen zu – wenn einem dann bei “Limit” aber sehr viel vertrautere Beats entgegen pumpen, ist jeglicher Fehlpressungsverdacht ausgeräumt. Deichkind sind zurück, und zwar – sofern sich das anhand der kümmerlich verstümmelten Vorab-CD abschätzen lässt – besser als je zuvor. Zwar bewegt sich die Crew vom Deich auch auf ihrem Zweitwerk noch im HipHop-Kontext, allerdings könnte das Trio mittlerweile auch als musikalisch orientierte Kabaretttruppe durchs Land ziehen. Denn Buddy, Malte und Philipp verstehen sich offenbar in erster Linie als Darsteller verschiedener Charaktere, die vor allem dann viel Feingefühl beweisen, wenn sie in die Rolle des Prolls von nebenan schlüpfen. Schlüpfrig wird es dann auch gern und oft (“Sex im Kopf”, “Hamburg La Playa”), Deichkind gehen aber in Sachen Zwischenmenschlichkeit weit übers Zotenreißen hinaus. Immerhin sind sie gelehrige Schüler amerikanischer Platinstars wie Puff Daddy oder Usher, die schon seit Jahren propagieren, wie man Frauen nicht nur erobert, sondern auch dauerhaft hält: “Alles was du brauchst, wird gleich gekauft” (“Pling Pling”). Was die Produktion angeht, sind aber nicht genannte Weichspüler die Vorbilder, sondern eher ein Dr. Dre. Insofern kann man beruhigt feststellen, dass der musikalischen Ausarbeitung ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde wie der inhaltlichen Komponente. “Irony Is A Dead Scene”? Hier ist sie äußerst lebendig.
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