Delaware
Lost In The Beauty Of Innocence
Text: Patrick Grossmann
“Die Kunst, langsam zu rocken”, habe er mit dem Nachfolger des letztlich ein wenig unglücklich im Schatten erfolgreicherer Kollegen versauerten “…And Everything Reminds Me” entdeckt, so Delaware-Frontmann Richard Holmsen. Nun, daran wäre zunächst nichts Ehrenrühriges. Why not? Ist ja schließlich Gang und Gäbe im guten, alten Inselreich und hat erwiesenermaßen das Potential zu erklecklichen Verkäufen. Melancholie und Rock – die zwei kennen und lieben sich. Nur: Melancholie muss man fühlen. Mit dem Bauch, am Haaransatz, als Kloß im Hals. Beim Gros der zwölf neuen Kompositionen des Autoren-Duos Holmsen/Torgersen indes wähnt man sich, trotz bestandener Pflicht in Form geschmackvoll zelebrierter Harmonik, zwar nicht im Eisfach – diese Assoziation wäre übertrieben –, aber doch im ordentlich temperierten Pathos-Kühlschrank des für derlei klirrende Akustik nicht unbekannten Zeromancer-Produzenten Alex Møklebust. Und da gehört eine Emotion wie Melancholie nun einmal partout nicht hin. Zugleich unterliegen die Herren aus dem Osloer Hinterland einem weiteren Irrtum: Sie verwechseln klangliche Dichte mit einem Wald aus synthetisch-sterilen Keyboard-Spuren und uninspirierten Beats, etwa beim zahnlosen, konfektioniert wirkenden Opener “The Fourteenth”. Da hilft’s am Ende auch nicht mehr viel, im Refrain den Gain-Regler aufzureißen. Dabei gibt es durchaus Momente, auf denen aufzubauen sich hätte lohnen können: Eine Gesangslinie in “cs”, das freilich hernach sukzessive ins offene Messer rennt. Der Anfang der ansonsten ins allzu Seifige abrutschenden Ballade “Butterfly Kiss”. Nicht, dass der Breitwandrock auf “Lost In The Innocence Of Beauty” tatsächlich ärgerlich wäre. Das ist er nicht. Eher ein bisschen belanglos und allzu glatt in seiner etliche Nummern zu großen Geste. Sowas können vielleicht Coldplay. Delaware können es nicht.
weitere Platten
...And Everything Reminds Me
VÖ: 20.08.2003
Crevice (EP)
VÖ: 03.03.2003