Wobei das, was dabei herauskommt, im Prinzip auch als Wärmeflasche musikalischer Art durchgeht. Soft Construction hat die Band um Sänger und Songwriter Rami Vierula ihre erste EP genannt, und das umschreibt auch die Herangehensweise an ihr Albumdebüt vortrefflich: Delay Trees sind bekennende Leisetreter. Ihr feinfühliger Indiepop schleicht sich schüchtern auf Samtpfoten heran, wirkt in seiner schwärmerischen Melodieseligkeit aber gleich vertraut und wickelt vom Fleck weg um den Finger. Zugleich bleibt die Band ein Stück weit auf Distanz, kultiviert die schwebende Körperlosigkeit der Shoegazer und vermeidet aufdringliche Momente. Berühren? Schon, aber nur mit Tönen. Physischen Widerstand könnte man in diesen zarten Wattebäuschen ohnehin nicht ertasten. Wer Konfrontation sucht, ist hier fehl am Platz, könnte man mit der unaufgeregten Behutsamkeit, mit der die Band zu Werke geht, doch ganze Rüstungskonzerne entwaffnen. Trotz all der bittersüßen skandinavischen Wehmut spenden Delay Trees auch Trost und üben sich in verhaltenem Optimismus. Einziger Haken an alldem: Delay Trees wächst einem zwar gleich ans Herz, verliert aber auch schon bald wieder etwas von seinem Reiz. Überspitzt gesagt: Es ist ein bezaubernder Song, den Delay Trees hier zum Besten geben, in zehnfacher Ausführung muss man ihn dann aber auch nicht unbedingt haben. Zumal sich ein erlesenes Kleinod wie Cassette 2012 nicht ohne Verluste klonen lässt.