Delivery
Force Majeure
Text: Jonas Silbermann-Schön | Erschienen in: VISIONS Nr. 383

Rollins ist Fan der ersten Stunde und spielte das Debüt der Band aus Melbourne in seiner Radiosendung bereits rauf und runter. “Force Majeure” dürfte bei ihm nun ähnlich viel Airplay bekommen. Deliverys Stärke tritt darauf noch deutlicher in Erscheinung: einen Strudel aus drei Gitarren, vier sich abwechselnden Sänger*innen und noch viel mehr Anleihen aus Pub Rock, 77er Punk und New Wave zusammenzuhalten.
Das macht ihren Garage Rock deutlich facettenreicher als ihn die Vokuhila tragenden Landsleute von etwa The Chats oder Amyl And The Sniffers erfolgreich spielen, sodass jeder einzelne Song über seine eigene kleine Identität verfügt, aber auch von einer jeweils anderen Band stammen könnte.
Wenn Gründungsmitglied James Lynch in “Digging In The Hole” oder “The New Alphabet” zu krummen Melodien krächzt, klingt es so, als hätte man Parquet Courts ihre Collegeabschlüsse entzogen, und “Stuck In The Game” wiederum erinnert mit schön asozialem Gesang von Rebecca Allan an Surfbort. Beim Retrosynthie-verliebten “What Else?” könnten schließlich Pavement einfach einen alten Gameboy verschluckt haben. Trotz ihrer Geschmackssicherheit für Garage-Sound mit Anspruch geht diese Uneindeutigkeit auf Kosten einer eindeutig eigenen Identität.
Das steckt drin: Bodega, Parquet Courts, Wire