Schon der Opener “Soufre” verzettelt sich in Setzkasten-Songwriting, und dahinter schießen zu viele Blastbeat-Salven in unschuldige Gitarrenfiguren. Dass Letztere fast ausnahmslos über Aufnahmen sich brechender Wellen schweben, wirkt erstmal wie naturromantischer Mumpitz, ist aber symbolisches Leitmotiv. Statt eine Dramaturgie über das Album zu spannen, macht das französische Quintett deren variantenreiche Wiederkehr zum Strukturprinzip. Wenn es gut läuft, jagt das Tremolo-Picking also nicht nur fragile Schönheit durch Post-Rock-Texturen, sondern dürfen alle Teile dieses Ablaufs für sich glänzen, sogar eigene Abzweigungen nehmen. Das gilt selbst für die Gezeiten, die sich in “Fratres” mit modulierten Studiosounds zu einem unheilvollen Grollen verdichten. Ominös ziehen sägende Gitarren ohne großen Knall hinter gemurmelten Beschwörungen im brodelnden “Baïne” auf, und überhaupt ist es der variable Gesang, der immer wieder mit der Routine bricht – umso mehr, wenn er sich wie das Kreischen im Blackened-Hardcore-Brecher “Opprobre” nach einigen Tönen als Saxofon erweist. Hier strahlen Déluge eine visionäre Kraft aus, die zwischenzeitlich von einem Hang zur Konvention erstickt wird.
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Æther
VÖ: 19.09.2015