Such A Surge-Gitarrist Dennis Graef auf Solopfaden, die meilenweit entfernt von seiner Hauptband verlaufen.
Die Begriffe Gitarrist und Soloalbum lassen in dieser Kombination schlimmste Befürchtungen zu, im Falle von Dennis Graef werden diese aber auf voller Linie enttäuscht. Statt die Tonleiter rauf und runter zu hecheln, um noch dem letzten Hinterwäldler zu zeigen, was für ein toller Hecht er an seinem Instrument ist, hält sich Graef auf Valentinswerder weitgehend im Hintergrund. Keine Leistungsschau eines frustrierten Gitarristen also, sondern ein Album, bei dem tatsächlich die Songs im Mittelpunkt stehen. Mit Such A Surge hat das hier aber, bei aller Vielfalt, nur sehr wenig zu tun, denn Rock oder HipHop (um mal das böse C-Wort zu vermeiden) sucht man vergeblich, selbst wenn beim Song Finsternis Ägypten seine Band-Kumpanen Oliver Schneider und Michel Begeame mit von der Partie sind. Eher schon könnte man von Ambient Jazz reden oder von Musik für den verkaterten Sonntag Morgen – oder auch, wie der Schöpfer es selbst formuliert, von atmosphärischen Soundlandschaften, die das Kopfkino in Bewegung setzen. Eine glückliche Hand bewies Graef vor allem bei der Auswahl der SängerInnen: Britta Rex, bei allen vier Songs auf der A-Seite zu hören, besticht nicht unbedingt durch Stimmvolumen, sondern eher durch Einfühlsamkeit, Max Schroeder verpasst derweil dem cool swingenden Slayer-Klassiker South Of Heaven ein dezentes Augenzwinkern, ohne den radikal veränderten Song dabei lächerlich wirken zu lassen. Schöne Überraschung.