Damit kann man prima leben, solange man von einer Band nach 33 Jahren Feldforschung im Synthiepop kein Meisterwerk mehr erwartet. Das große Innovationsinferno werden Depeche Mode in diesem Leben wohl nicht noch mal entfesseln – dafür müssten sie allein schon mit ihrer Routine brechen. Chefgenie Martin Gore trauert Blues-Songwritern aus den 30ern nach, wenn er nicht gerade karge Techno-Beats aus der Konserve lockt, Sänger Dave Gahan hält die Beine still, wenn Gore ihn zwei bis vier eigene Stücke beisteuern lässt, und Bandbuchhalter Andy Fletcher steht als Streitschlichter auf Abruf in Sichtweite. “Delta Machine” ist deshalb kein Debakel. Wer Depeche Mode mit dieser Platte entdeckt, wird über die Detailliebe staunen, die Gore in seine Arrangements investiert, nachzuhören in Stücken wie dem Industrial-inspirierten “Alone” oder dem obligatorisch-kauzigen SciFi-Solosong “The Child Inside”. Über die Höhen und Tiefen, die sich in Gahans Stimme auftun, vom lüsternen Bariton in “Secret To The End” bis zum bandrekordverdächtigen Falsett in – tja – “Should Be Higher”. Und über die Synergie, die das Zusammenspiel der beiden Gegenpole weckt: So viele Duette von Gore und Gahan wie auf “Delta Machine” gab es noch auf keiner Depeche-Mode-Platte. Trotzdem beschleicht einen auf dieser erstmals seit langem wieder das Gefühl, dass das traditionell abgeklärte Synthiepop-Trio nicht so recht wusste, wohin es mit sich sollte. “Delta Machine” ist ein nettes Nummer-sicher-Album, das den Erwartungen nicht begegnet, um sie zu übertreffen.
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