Belanglose Melodien und lyrische Dünnbrettbohrerei verbünden sich zum schlechtesten deutschsprachigen Gitarrenpop-Album des laufenden Jahres.
Es gibt im Moment zwei Lieder, bei denen ich das Radio sofort leise drehe, bis sie vorbei sind. Das eine ist “Nur zu Besuch” von den Toten Hosen, das andere “Meer Sehn” von dem Jungen Mit Der Gitarre. Und jetzt komme mir bitte keiner mit dem Propheten im eigenen Land, denn wenn der einen solchen Mist verbreitet wie der Gitarrenjunge, der eigentlich Tobias heißt, gibt es nun wirklich keinen Grund, ihm zuzuhören. Und “Dagegen” belegt nur allzu deutlich, dass oben genannte Single noch nicht mal die schlechteste Visitenkarte war. Beispiele gefällig? Unter anderem wären da die dämlich-bemühte Standortbestimmung “Hallo worum gehts ich bin dagegen”, eine Liebeserklärung ans Proll-Mädel namens “Sie ist anders” oder die Achtklässler-Humoreske über Geschlechtskrankheiten “Nur die Liebe zählt”. Wer dann immer noch nicht gemerkt hat, was für ein witziger, frecher und manchmal auch ein bisschen zynischer Gesellschaftsanalytiker der Tobias ist, für den hat er am Ende noch ein besonderes Schmankerl versteckt: “FFV”, abgekürzt für “Ficken fürs Volk”. Wow. Leute, lasst euch diesen Bodensatz aus Stoppok ohne Charme, Ärzte ohne Witz und ein paar Pseudo-Balladen bitte nicht als intelligenten, frischen und schon gar nicht: ironischen Pop verkaufen. Er ist nur eins: schlimm, ganz schlimm.
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Im Affekt
VÖ: 10.05.2004