Noisige Emo-Ausbrüche aus Omaha. Bright Eyes-Kopf Conor Oberst präsentiert mit seinem Rockprojekt ein imposantes Album.
Was macht Nebraska nur aus Menschen? Conor Oberst ist gerade mal 21 Jahre alt, hat aber eine Stimme wie Robert Smith und verfügt über erstaunlich viel Reife. Zusammen mit Denver Dalley, seinem Co-Songwriter bei den Desaparecidos, wuchs er auf im kargen Klima des mittleren Nordens und veröffentlicht nun auf “Read Music / Speak Spanish” die Wut über all das, was ihn geprägt hat. “I got a letter from the army so I think that Ill enlist”, heißt es in “The Happiest Place On Earth” – ein Schrei aus dem alltäglichen Nichts einer haltlosen Gesellschaft ohne Ideale. Die musikalischen Einflüsse dieses leidenschaftlichen Chaos aus Rock, Emo, Country und Hardcore, das zeitweise an Weezers “Pinkerton” erinnert, verschwimmen ebenso wie das Album-Cover, das hinter einer milchigen Folie steckt. Es zeigt aus dem Nichts gestampfte Häusersiedlungen in einer Wüstenebene und entfaltet eine Atmosphäre erbarmungsloser Einöde – Heimat der verzweifelten Stimmung dieser Platte. Der Vergleich mit Bruce Springsteens Low-Budget-Country-Album “Nebraska” liegt nicht nur geographisch nahe: Der Hörer erfährt einen Trip durch ein Leben, das er gar nicht leben will, aber beim Hören dieser Musik vermisst. Die Songs wirken so weit entfernt, dass sie zu keiner Sekunde greifbar sind, geschweige denn sich einordnen lassen. Sie machen süchtig. Eine tolle Platte, die schon nach 35 Minuten endet. Das gehört wohl dazu.
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Payola
VÖ: 19.06.2015