Desperate Journalist
In Search Of The Miraculous
Text: Markus Hockenbrink
Die Story dürfte abseits von spezialisierten Kunstliebhabern so gut wie unbekannt sein: Zeit seines 33-jährigen Lebens lebte der gutaussehende holländische Künstler Bas Jan Ader wie ein romantischer Bandit. Weltweit wechselnde Wohnsitze an merkwürdigen Orten, bizarre Kurzfilme über stürzende Menschen und ein heißhungriger Anspruch an die Kunst, der dem eigenen Überleben ins Gesicht lachte. Im Juli 1975 setzte sich Ader in ein vier Meter langes Boot, um darin mehr oder weniger spontan den Atlantik zu überqueren – und endete irgendwo draußen auf dem Meer. Die Londoner Desperate Journalist widmen dem Wahnsinnsknaben nun verschiedene Stücke und den Titel ihres neuen Albums, weil die Geschichte des Scheiterns von Ader besonders Sängerin Jo Bevan gut gefallen hat. Der Reiz des Dramatischen zieht sich dementsprechend durch die LP, freilich abgefedert in einem poppigen Dark-Wave-Sound, den man auch schon live beim Wave-Gotik-Treffen bewundern konnte. Bei Tageslicht betrachtet ist dagegen nur das halbe Album gut: Die Singles “Cedars” und “Satellite” glänzen mit eleganter Melodie beziehungsweise himmelstürmender British-Sea-Power-Gitarre, das rätselhafte “Girl Of The Houses” heimst den Titel als spannendstes Stück ein. “Ocean Wave” dagegen nervt mit seinem einfältigen Refrain und dem Four-to-the-Floor-Beat, während das pianogetragene “Argonauts” am Grufti-Kitsch kratzt. Zumindest wenn man in einem winzigen Segelboot aufs offene Meer hinaus schippert, würde man andere Musik hören.