Die Idee ist fast schon zu naiv, um von Dan Bejar zu stammen: Am liebsten hätte er mit der Veröffentlichung von “Poison Season” so lange gewartet, bis der Vorgänger “Kaputt” in Vergessenheit geraten ist. Mit jedem Album von vorne anfangen, ganz ohne Erwartungen. Nur werden die nach einem gefeierten Meisterwerk wie “Kaputt” mit den Jahren eben nicht geringer. Hinzu kommt das typische Spiel mit Referenzen, das sich durch das ganze Werk von Destroyer zieht. Sätze aus vergangenen Alben werden wiederentdeckt, umgetextet und auf den Kopf gestellt. Bekannte Motive tauchen wieder auf und stehen unkommentiert im Raum. Lösungsvorschläge für die Rätsel, die Bejar seinen Hörern stellt, gibt es keine, doch genau darin liegt der Reiz von “Poison Season”. Mit jedem Durchgang öffnen sich neue Türen und der Zugang wird leichter. Unterstützt wird das assoziative Songwriting durch spannende Songstrukturen. Immer wieder und sehr plötzlich ändert sich das Tempo der Songs. Die Band lässt Instrumente erst ausklingen, um dann wieder, von Saxophon und Trompeten angepeitscht, der Euphorie freien Lauf zu lassen. Das klingt mitunter mehr nach Musical als nach Studioaufnahme, doch genau das macht “Poison Season” so großartig. Bejar flüstert seine Texte dabei geheimnisvoll ins Ohr des Hörers und gibt dem Album seinen melancholischen Unterton. Poison Season befindet sich stets zwischen Neuentdecken und Erinnern, wenn dabei hin und wieder Kaputt im Hinterkopf schwebt, dann ist auch das gerechtfertigt. Es gibt schließlich schlechtere Referenzen.
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