Detlef
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Sprich: Die Läuterung der Seele, indem man bei Betrachtung der Tragödie die Affekte durchlebt. Detlef durchmessen auf ihrem dritten Album die Tragödie des Menschen im 21. Jahrhundert. Die Worte, die sie finden, um die zur Kenntlichkeit überzeichneten Gestalten durch den Kakao zu ziehen, sind dermaßen befreiend angepisst, dass ein fettes Grinsen ausnahmslos jeden Song begleitet.
Die Fake-Inszenierung des Lebens in Social Media? “Jeder ist gerade in Australien/ Jeder ist gerade in Vietnam/ Niemand in Hagen oder Hamm”. Der nervige Konrad, der sich als Airbnb-Vermieter zum “gemachten Mann” gemausert hat? “Gibt es keine fünf Sterne/ hat er dich nicht mehr gerne.” Zu einer euphorischen Mischung aus NOFX-Getrappel und melodischem Midtempo-Streetpunk geraten weiterhin ins Visier: “Der gute Mensch”, der “den Pennern im Winter ne Mütze” schenkt und dabei zufällig sein Handy zum Filmen dabeihat. Elon Musk mit seinen tausend Ideen und “höchstwahrscheinlich auch drei Hoden”. Man selbst, dessen Körper klüger ist als der nach “legalen Drogen” süchtige Geist, denn “er schreit nach Gemüse und Traumatherapie”.
Unfassbar amüsant, wie dem heillos krakeelenden Detlef Meurer beim Ausrasten die Stimme bricht. Unfassbar gelungen, wie jeder der 19 Songs Worte und Wucht so perfekt verzahnt, dass kein einziger als Füller wirkt.
Das steckt drin: Emscherkurve 77, NOFX, Street Dogs
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Supervision
VÖ: 04.12.2020