Gehört auch zum Punk: Lieder für Leute, die irgendwie wütend sind, aber eben gerade auch einen Sixpack gekauft haben und noch nicht wissen, was mit derartigen Delikatessen gut harmoniert. Die Kölner Detlef – teils Supernichts, teils Knochenfabrik und ein bisschen Incoming Leergut – spielen den Kellner und empfehlen vollmundigen Punkrock. “Ordnungsamt”, “Auge um Auge Schnaps um Schnaps” oder “Keine Zeit für Geld” sind mindestens bockstarke Pop-Punk-Kracher mit pöbeligem Schmiss, viel Rotz und Hüftschwung. Was eben so zwischen vier Akkorde und drei Minuten passt. Thematisch? Naja, “alle doof”, teils geistreiches Rumgenörgel und manchmal Gesellschaftskritik, die man sich streng genommen auch vom Boomer nebenan oder von “Die Welt”-Kolumnisten erzählen lassen könnte: liberale Spießer, Hobby-Kapitalisten, Facebook-Trolls, Punk-Polizisten, Moralisten – niemand mag die. Wenigstens das: Das Kölner Trio hat mehr Melodien, gute Lieder und sie finden auch Saufen geil. Zumindest singen sie recht oft darüber. Trotzdem schwingt bei “Supervision” auch immer ein bisschen die Angst mit, gleich könnte jemand singen, dass echte Freunde viel wichtiger sind als Likes. Aber das gehört nach all den Jahren eben auch zu Punk: etwas reaktionärer Geist und es immer ein bisschen besser gewusst zu haben. Letzteres stimmt ja auch.
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VÖ: 08.12.2023