Schon in den Interviews zu “Keep You Close” berichtete Tom Barman, dass er noch zahlreiche großartige Songs zurückgehalten habe, die nicht zum Konzept des auf Kompaktheit und Bandfeeling konzentrierten Albums gepasst hätte. Diese hört man nun – unter anderem – und versteht den Unterschied sofort. Schon immer waren Deus außergewöhnlich gut im Schreiben ätherischer, ruhiger Songs (um das doofe Balladen-Wort zu vermeiden), aber im Rahmen der dichten Vielschichtigkeit von “Keep You Close” wären solche Lieder deplatziert gewesen. Nun gibt es eine ganze Hand voll davon, die mit Erhabenheit und Wärme begeistern. “Following Sea” bietet aber mehr als ein paar schöne Songs: Es ist eine Version von Deus, die erneut frische Felder beackert. Die Band ließ es dafür einfach laufen und entwickelt nun aus lockeren Grooves sechsminütige, nahezu Akkord-freie Songs oder kauzig rollenden Electro-Blues, zu dem Barman vertrackten Sing-Rap auspackt. Oft verschroben und doch schön, fordernd und gleichzeitig eingängig, lässig aus dem Ärmel geschüttelt, dabei aber genau so zu Ende gedacht wie der in der Produktion deutlich aufwändigere Vorgänger. Hier überzeugt vor allem das Songwriting: Einige Songs zählen zum Unausweichlichsten, was Deus seit der Jahrtausendwende aufgenommen haben. Was die Frage provoziert, ob bei “Keep You Close” womöglich eine Spur zu viel gedacht wurde. Mit “Following Sea” finden sie jedenfalls eine neue Lockerheit, Ungezwungenheit und einen Spielwitz, der ihnen bestens steht.
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