Den Titel reservierte sich der Sänger stattdessen für seinen im Frühjahr veröffentlichten Gedichtband, der seine charmant-wirren Balladen gekonnt in ein anderes Medium übersetzte. Für jemanden, der neben Strophen und Bildern auch Klamotten in extravaganten Mustern designt, ist “Ma” ein direkt geradliniges Album geworden, das die Entwicklung der jüngsten Platten konsequent fortsetzt. Banhart, dessen Talent nicht zuletzt darin besteht, mit naiv wirkendem Songwriting sehr ernsthafte Gefühle zu wecken, schleicht sich auf dem Opener “Is This Nice?” zu gezupftem Kamm und wallenden Streichern so nah ans Ohr, dass man die Spucke auf seinen Lippen spürt wie einen Gutenachtkuss. Dabei öffnet der Paradiesvogel auf “Ma” ein Panorama an Songs, das sich durchblättern lässt wie eins dieser Kinderbücher über Weltreisen, die den ganzen Planeten wie einen bunten Abenteuerspielplatz voller netter Bewohner aussehen lassen. “Kantori Ongaku” ist japanisch für Country-Musik, wurde in der alten Kaiserstadt Kyoto aufgenommen und ist doch eigentlich eher so etwas wie Banharts eigene internationale Nationalhymne, der mit traditionellen Ländergrenzen eh nicht so viel anfangen kann. Die meisten Songs sind auf Englisch gesungen, drei auf Spanisch und einer auf Portugiesisch, aber wenn man das mit dem Spracherwerb noch vor sich hat, kann man “Ma” auch instinktiv verstehen wie ein Baby in seiner Fruchtblase. Vashti Bunyan und Cate Le Bon gastieren kurz, und die einzige Antwort auf “Is This Nice?” ist tatsächlich: Very.
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