Anspruch und Können schreiben leider keine guten Songs – vor allem, wenn man alles auf einmal will.
Devin Townsend ist ein extrem guter und extrem vielseitiger Musiker. Das Problem: Im Laufe seiner Karriere neigte der Kanadier immer mehr dazu, diese Tatsache jedem unter die Nase reiben zu wollen. Auch Terria” macht da keine Ausnahme: tausend Einflüsse und Ideen, doch leider null Linie. Paradebeispiel ist der zweite Song Mountain”: Dieser beginnt als pompös-sphärischer High-Tech-Wucht-Metal mit angegrungtem Gesang, driftet dann in ein deutlich an Rush gemahnendes Prog-Arrangement, wartet schließlich mit afrikanisch anmutenden Chorälen auf, steigert sich zum Finale Grande, bis am Schluss der Song mit zart waberndem Gitarrengegniedel ausklingt. So groß ist leider keine Kuhhaut, und erschwerend kommt hinzu, dass Townsend immer wieder absolut unpassende Elemente wie Growl-Vocals oder Gene Hoglans Doublebass-Gebretter einbaut. Beim Anfang von Earth Day” wiederum klaut er ziemlich dreist bei Firewater – okay, dass er Todd A. gut findet, weiß man spätestens seit Strapping Young Lads City”-Album (nach wie vor der Höhepunkt seines Schaffens), aber damals hat er immerhin noch die Quellencredits angegeben. Und so bleibt beim Versuch, Pink Floyd und Ministry, Hairspray Metal-Ballade (man höre das grausame Stagnant”) und Soundscape-Ambient, 30 Jahre Musikgeschichte und sein Kreativ-Ego unter einen Hut zu bekommen, vieles Stückwerk. Townsend wirkt überambitioniert wie der Einwechselspieler, der wegen einer Blutgrätsche nach fünf Minuten mit Rot zum Duschen geschickt wird. Vielleicht sollte er mal eine Countryplatte machen. Das hat schon ganz andere wieder zur Besinnung gebracht…
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