Zwei Alben hat der schwierige Perfektionist (muss in jeder Rezension stehen, also bitte) als Vorbilder für die erste Dexys-Platte seit 27 Jahren und ohne den Namenszusatz Midnight Runners bestimmt, Marvin Gayes Scheidungsdrama “Here, My Dear” und “A Man Alone” von Frank Sinatra, das je nach Blickwinkel eine von dessen großen Selbstmitleids-LPs oder ein verkorkstes Kunstexperiment ist. “One Day I’m Going To Soar” klingt neben beiden beherrscht und konzentriert, ganz im Zeichen von Klavier und Streichern, die lange Noten spielen. Sie könnten aber auch schnell und außer Kontrolle spielen, sich ins Zeug legen wie im letzten Song des Dexys-Debüts “There, There My Dear”, der schon vor 32 Jahren auf Gaye verwies – es würde keine Rolle spielen, weil es diesmal so ist, wie Rowland es immer gewollt hat. Alles dreht sich um ihn und er dreht und wendet sich mit der Liebe, erkennt ihre Existenz und akzeptiert ihre Unmöglichkeit. Das gipfelt dann in einem zweiteiligen Mini-Musical, das Rowland mit der neuseeländischen Shakespeare-Schauspielerin Madeleine Hyland singt und für dessen Beschreibung sich die Adjektive “hilarious” und “preposterous” einfach nicht richtig übersetzen lassen; am Ende schlägt Rowland eine offene Beziehung vor und wird dafür mit Schande, Schimpf und imaginärem Nudelholz aus der Stadt gejagt. Nach der Annahme dieses Schicksals bleibt nur noch der Aufbruch zu anderen Themen: In “Nowhere Is Home” bringt der Soulpop seine beste Saisonleistung, und Rowland fühlt sich als ewiger Einsamer immer noch besser als die hurrapatriotischen Dampfmacher auf dem Teppich vor seinem Thron.