DeYarmond Edison
Epoch
Ganz am Anfang stehen Mount Vernon. Mehr ein Freund:innentreffen als eine Band, alle Beteiligten gehen aufs College, hören alle eine andere Art von Musik und werfen das bei feucht-fröhlich-verrauchten Abenden zu Alternative-Mainstream-Soul-Rock zusammen. Zusammengehalten wird die Sache von Bandleader Justin Vernon. Es gibt ein Album von Mount Vernon, “We Can Look Up”, veröffentlicht 1998. Ein Relikt der lokalen Szene von Wisconsin. Ein paar Songs der Platte sind auf Epoch vertreten, einer Box mit fünf LPs, vier Live-CDs mit Konzerten von 2006 und einem Buch in LP-Größe.
Die Sammlung erzählt die Vorgeschichte von Bon Iver – und die nimmt ihren Anfang bei diesen College-Jams und führt bis zu den Stücken, die Vernon als Vorbereitung für die ersten beiden Alben von Bon Iver geschrieben hat, mit denen er zum Superstar der Indiefolk-Szene wurde. Nun steht beim Künstler dieser Box aber der Bandname DeYarmond Edison, die Gruppe von Vernon, den Brüdern Phil und Brad Cook und Joe Westerlund, gegründet 2001, aufgelöst 2006. Das Etikett ist also nicht komplett richtig, wie bereits festgestellt. Zumal neben Soloaufnahmen von Vernon auch frühe Stücke der Band Megafaun zu finden sind, die entstanden, nachdem sich Vernon von DeYarmond Edison losgelöst hatte.
Aber es stimmt schon: DeYarmond Edison sind die Basis der allermeisten Songs. Sowieso nimmt Vernon Namen nicht so wichtig, das erkennt man auch an Bon-Iver-Songtiteln wie “29 #Strafford Apts” oder “iMi”. DeYarmond Edison waren von Beginn an eine suchende und sich immer wieder verlierende Band. Die Idee, Mainstreamrock und Americana zu kapern, aber nicht als Punks oder Stoner, sondern als kosmische Reiter (man beachte den Krautrock-Einfluss), war von Beginn an kompliziert. So richtig aufgegangen ist sie beim 2005er-Album “Silent Sighs”. Das Werk ist nicht grundlos das einzige, das hier komplett und unter seinem Namen vertreten ist. “Silent Sighs” ist eine großartige Platte für alle, die Vernons Stimme lieben, wenn sie nicht ins Falsett geht.
Interessant sind auch die Platten, die Aufnahmen aus der Zeit enthalten, als die Band ein neues Album anging: Alles sollte noch kosmischer werden, noch entrückter. Aber als die Cook-Brüder gniedelten, spielte Vernon lieber mit Identitäten. Die Trennung war nicht zu verhindern. Also entwickelte Vernon Lieder, die den Weg zu Bon Iver wiesen. Versammelt sind diese Stücke in dieser Box auf der LP mit dem Titel “Hazeltons”; das schwebende Zupfen des titelgebenden Songs etwa findet sich später im Bon-Iver-Stück “Holocene” wieder.
Das steckt drin: Flying Burrito Brothers, Indigo Girls, Neil Young & Crazy Horse