Dez Dare
Perseus War
Text: Christoph Kutzer | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Ursprünglich wollte Dez Dare eine Bonus-EP für den Vorgänger “Ulysses Trash” aufnehmen. Dann wurde das dritte Album des in Großbritannien ansässigen Australiers daraus, und das klingt bei aller Vielfalt wie aus einem Guss. Vom Opener “Bozo”, der Snare-Hämmern und Noise-Strudel auffährt, bis zum epischen Finale, dem LoFi-Hit “Stop. Stop. Stop. Talking”, folgt “Perseus War” einem Spannungsbogen. Den roten Faden bildet das Fuzz-Pedal, das in sämtlichen Stufen von psychedelisch bis zerstörerisch brizzelt. Ansonsten gilt: Lärm ist nicht gleich Lärm. Im Beat von “Perseus #1985” hallt 60s-Garage nach. “Bloodbath-On-HI” wird von einer Gitarre eröffnet, die die Alternative-Helden der 90er grüßt. Später wagt sich Dare dann in kantigere Gefilde vor: “My Heels+My Toes, My Lies+My Nose” zerstört sich förmlich selbst. Auf die Dekonstruktion folgt die Neuordnung. “My compartments lined up”, heißt es in “Ouch!”. Die Texte arbeiten sich an der Welt zwischen Nachbarschaftsstreit und politischem Schmierentheater ab. Mit Biss und Humor, der sich in Titeln wie “I Know Why You Cry In Adam Sandler Films” niederschlägt. Wäre Dez Dare Perseus, er würde Medusa wohl mit einem Witz über Antischuppen-Shampoo begrüßen. Wenn er der Realität den Spiegel vorhält, dann kratzbürstig, aber auch verspielt. Mit Schellenkranz und Glockenspiel ist eben alles ein bisschen erträglicher.
Das steckt drin: Butthole Surfers, Hawkwind, Sonic Youth
weitere Platten
Ulysses Trash
VÖ: 19.08.2022
Hairline Ego Trip
VÖ: 04.06.2021