Inwiefern unterliegen alte Punkrock-Helden wie die Dickies eigentlich den gängigen Normen von musikalischer Beurteilung?
Gar nicht, und dafür gibt es gute Gründe. Zunächst mal haben sie ihr Ding von Anfang an unter parodistischen Gesichtspunkten präsentiert, haben sich Punkrock nicht aus Attitüde verschrieben, sondern weil dieser Sound so simpel und damals gerade angesagt war, als Sänger und Tastenmeister Leonard Graves Philips und Gitarrist Stan Lee 1979 mit The Incredibly Shrinking Dickies” und im Jahr darauf mit Dawn Of The Dickies” ihr Händchen für schräge Coverversionen und nicht minder verrückte eigene Songs unter Beweis stellten. Und auch wenn der Witz aus ihrer Micky Maus-Version von Punkrock langsam raus ist, sind es die Melodien noch lange nicht. Songs wie der herrliche Opener See My Way” (im Original von Blodwyn Pig), Whack The Dalai Lama” oder Hes Courtin Courtney” könnten allesamt auch schon vor 20 Jahren zum Dickies-Repertoire gehört haben. Doch diese Band darf einfach hemmungslos self-retro sein und muss nun wirklich nichts mehr beweisen. Nach dem endgültigen Abschied der Ramones (dieses Album ist natürlich Joey Ramone gewidmet) können schließlich nicht mehr viele Punkbands von sich behaupten, in vier verschiedenen Dekaden ihr Unwesen getrieben zu haben – und diese Tiger haben definitiv noch Biss in ihren dritten Zähnen. Ihre Cover-Versionen sind zwar nicht mehr so spektakulär wie einst, aber ihre Adaptionen sind immer noch zu echten Highlights fähig, wie das (allerdings schon von ihrer All-Cover-Platte Dogs From The Hare That Bit Us” bekannte) Nobody But Me” (Isley Brothers) belegt. Fazit: schon zehnmal überholt, doch immer noch höchst straßentauglich.