Die Allergie
Virus III

Die Allergie waren lange vor der Neuen Deutschen Härte da – vielleicht einer der Gründe, warum die süddeutschen Extrem-Metaller eben jene überdauern werden.

Eines vorweg – ihre „Dunkelgrauen Lieder für das nächste Jahrtausend“ haben die Kollegen aus dem Süden der Republik konsequent ins neue Millennium mitgenommen. Die Allergie bringen etwas fertig, was in Zeiten der musikalischen Schrottschwemme längst nicht mehr selbstverständlich ist: derbsten deutschsprachigen Industrial-Metal mit Anspruch zu spielen, der (fast) ohne zum Genre gehörige Klischees auskommt. Die Fähigkeit, im Vorprogramm von Napalm Death Härtemasstäbe zu setzen und diese auch auf Konserve zu transportieren, hat mir schon 1996 an dieser bemerkenswerten Truppe imponiert. Mit ihrem freiwilligen Weggang vom Major EMI hat die Band bereits nach ihrem Debüt „Psalm in Blei“ Rückgrat gezeigt und stellt dieses nun auch musikalisch wieder unter Beweis; die brutalen Sägegitarren dieses großartig produzierten dritten Albums erinnern an die Qualität einschlägiger Carcass-Alben, genial ausgearbeitete Soli wie in „Die andere Seite“ reservieren dem Quintett einen verdienten Platz in der ersten deutschen Metal-Liga. Dass Front-Barbar Albi Lay wie auf dem 99er Vorgänger „Dunkelgraue Lieder…“ nur wenige Worte über Gänseblümchen verliert, versteht sich da wohl von selbst. Und dennoch bleibt auf „Virus III“ viel variabler Raum für die geistigen Abartigkeiten der Spezies Mensch. Das alles bei einer Spielzeit von nur 39 Minuten, der damit kürzesten Inkubationszeit seit Slayers „Reign In Blood“.