Die Cigaretten
Eliot
Text: Online Redaktion | Erschienen in: VISIONS Nr. 368
“Cybergrunge” – so stellen sich Die Cigaretten aktuell in ihrer Instagram-Bio vor. Naja, gewohnte Ironie. Es gibt auf der neuen Platte zwar verzerrte Grunge-Elemente, aber insgesamt dominiert auf “Eliot” roher Indierock mit Post-Punk-Anstrich. Der Song “Tiger im Zoo” erinnert in puncto Dringlichkeit und ausgestellter Unbehaglichkeit an Die Nerven, während man bei “Golden Hour” an Sonic Youth denkt. Hier übertönen die lärmenden Instrumente sogar den Gesang von Gitarrist Micha. In “Sad Box” hört man ihn humorvoll über das Zeittotschlagen in der eigenen Komfortzone singen.
Einen Kontrapunkt setzt das ruhige und kryptische “Psychedelic Breathwork”, das eine Atemübung simuliert, dabei jedoch eine nervöse Atmosphäre evoziert. Auch “Massage” äußert den Wunsch nach Entspannung, nur eben in Form von polterndem Noiserock. Dagegen kommen fast etwas alberne Titel über exzessive Partys in Rapstar-Manier oder ambivalente Trinkkultur auf Tour nicht an. Am Ende steht ein leises Highlight: Das akustische Finale “Armeen” spricht subtil mentale Gesundheit an und solidarisiert sich mit einem Menschen, der innere Zerrissenheit kennt. Dieser unironische Stil steht der Band am besten, wenngleich selbst die witzigen Stücke ihre Ironie nicht auf dem Silbertablett präsentieren.
Das steckt drin: Die Nerven, Isolation Berlin, The Screenshots
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