Die Goldenen Zitronen
Dead School Hamburg (Give Me A Vollzeitarbeit)
Text: Martin Büsser
Ich würde ihnen den Erfolg im Ausland gönnen, obwohl ich befürchte, daß ihre außerordentliche Stellung sich noch immer größtenteils über ihre Texte erklärt, die auch hier wieder hervorragend vielschichtig geraten sind – politisch widerspenstig, aber nie plakativ. Ich empfehle beispielsweise “ICE Berthold Brecht”, eine starke Nummer über den ambivalenten deutschen Umgang mit der eigenen linken Geschichte. Im Laufe ihrer Geschichte sind die Zitronen eine Band der Sprünge gewesen: Mit “Das bißchen Totschlag” verabschiedeten sie sich radikal von ihrer Funpunk-Phase, mit “Economy Class” verkomplizierten sie ihre Musik durch schräge Noise-Einlagen. “Dead School Hamburg” hingegen knüpft beinahe nahtlos an “Economy Class” an und hinterläßt den Eindruck, daß die Band vorerst einen Stil gefunden hat. Diese Selbstzufriedenheit merkt man der Platte an: Trotz vieler Gastauftritte und wilden Stilmixen gibt es keine größeren Überraschungen mehr. Dies mag erst einmal enttäuschen, ist aber legitim – wer etwas zu sagen hat, muß musikalisch nicht ständig die Gangart wechseln. Obwohl “Dead School Hamburg” wie eine Ergänzung zu “Economy Class” klingt, ist es doch eine sehr wichtige Platte zur Lage der Nation. Und daran wird sich auch im Herbst nichts ändern – ganz egal, wer gewählt wird.
weitere Platten
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