So klingt die Generation, die statt AC/DC und den Sex Pistols Metallica und Faith No More in ihren prägenden Jahren gehört hat. Wer kann diese Band noch bremsen auf ihrem Weg zum Rock-Olymp? Zumindest nicht ihr erstes Album für BMG mit gleichem Titel wie die zuvor gepushte Maxi. Das Geheimnis? Irgendwie auch die Losung: Keine Experimente! Das fängt bei der fetten Produktion des Crossoveristen Ralph Quick an, geht über die Livepräsenz und hört bei der Mischung aus Promotion und Glück noch lange nicht auf. Denn die Ohrwurmqualität von Die Happy ist erschreckend. Da wurde das Einmaleins von Metallica verinnerlicht, es gibt hypermoderne Rockballaden und sogar die Schnulze am Ende ist kaum peinlich. Moshparts satt, als hätten Guns NRoses versucht, die zartere Seite von Pantera nachzuahmen, gibt es gratis dazu. Und der anfängliche Verdacht, die Musikindustrie brühe sich aus dem Kaffeesatz der Guano Apes deren Nachfolger, hat sich verflüchtigt. Dafür rocken die Songs sich einfach zu tief ins Metalherz, sogar der knödelige Schweinerocker Like A Flower zündet. Sängerin Marta Jandova hingegen hat vielstimmig bewiesen, dass Vergleiche mit Apes-Sandra nur begrenzt haltbar sind. Und um auf meine Frage zurückzukommen: So unterhaltsam für das Publikum, etwa im Oktober in Aachen, die naiv-alberne Art Martas auch war – die gerümpften Nasen ihrer Kollegen legten Zeugnis darüber ab -, das Quartett bremst sich höchstens selbst aus. Sonst kaum wer.
Michael Klarmann 9
So sieht also das nächste große Ding aus: Die Happy, vollmundig als die neuen Guano Apes mit eigener Identität angepriesen. Ihr werdet diesen Satz nicht oft aus meiner Feder lesen, aber die Apes sind Gold dagegen. Und haben mit Die Happy nur eins gemeinsam: beiden Bands steht eine Sängerin vor, die sich auf relativ harter Gitarrenbreitseite auslebt. Nur: Wo Sandra sich an Vorbildern orientiert, die ich mir gefallen lasse (Chino Moreno, Skin), da kommt bei Martha eine Sozialisierung zum Vorschein, die in der Hochzeit des Trends der weiblichen Rockröhre verwurzelt scheint. Doro Pesch. Jutta Weinhold. Oder, volksnah verglichen, Bonnie Tyler. Jennifer Rush. Kein Scheiß. Dieses Kabinett des Grauens wird durch eine Band, die in ihren schlimmsten Momenten vor allem in der Gitarrenarbeit übelste Metal- und Hardrockschule offenbart, noch unterstützt und getragen. Man höre nur die beiden Opener If und Go For It sowie das absolut unsägliche Like A Flower. Die Happy sind dann am furchtbarsten, wenn sie rocken (wollen). Bei eher ruhigen Stücken, bei denen sich auch Martha Platz und Zeit nehmen kann (Happy Now beispielsweise), bleibt zwar immer noch dieser üble Hardrocknachgeschmack, nur finden sich hier durch die elektronischen Elemente und die Breitwandproduktion genug Facetten, um davon kurzzeitig abgelenkt zu werden. Damit wir uns verstehen – hier liegt die Betonung eindeutig auf kurzzeitig. Der Gesamteindruck jedenfalls bleibt uneingeschränkt: ganz, ganz schlimm. Geht gar nicht.
Christian Kruse 2
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