Wie gut sich an so ein paar aufgeregten Postpunk-Schrammel-Stücken immer gleich ein ganzes Fass voller Gesellschaftsbeobachtung aufmachen und über allen ausschütten lässt, die jetzt schon wieder mit verschränkten Armen auf ihrem Kallax-Regal voller Muckertum sitzen und abwechselnd Köpfe und Finger schütteln. Natürlich sind der betont übermüdete Gesang, das hektische Geschrei, die Feedbacks und Krachgitarren und die überstolperten Rhythmen nichts für jeden, darum geht es ja. Und natürlich geben sich Die Nerven beim Langweiler-Abschrecken mindestens so viel Mühe wie alle Trenchcoat tragenden, Selbstgedrehte rauchenden, klassische Taschenbücher mit sich herumtragenden jungen Leute vor ihnen. Wenn die Stuttgarter nicht gerade englische Zeilen krakeelen (We are the last band dancing!), dann stellen sie ihre deutschen Texte so verächtlich in den (sperr-)müllmöblierten Raum, dass man auf dem Weg nach draußen garantiert in klebrige Flecken tritt. Letztendlich haben sie ein Problem mit Problemen heißt es da zum Beispiel oberklug, was man natürlich unerträglich prätentiös finden kann oder – und jetzt kommt endlich der Twist – so lustig, dass es wahr ist. Wie schon “Fun” vor anderthalb Jahren ist “Out” ein Album, für das man dramatisch vorgetragene Kunst absolut und kein bisschen ernst nehmen muss. Für das man den einzelnen Lederhandschuh von Messer, die theatralische Banalität von Tocotronic und die verschwendete Jugend der 80er als ehrliche Symbole für Einsamkeit, Rage und Liebe akzeptieren und zu nichts lieber den Kopf ausschalten muss als zu grandios stürmischem Postpunk-Krach in zehn Stücken.
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