Es ist ja schon bezeichnend für den Zustand des Metal Ende der Neunziger, daß genau die Bands für Erfolg und Qualität (oder wie immer man das nennen will) bürgen, die den Hang zum Klischee perfektioniert haben. Im True Metal-Bereich sind das die Kaninchenfell- und Plastikschwert-Schweden von HammerFall, und des Black Metallers liebster Satansbraten heißt eben Dimmu Borgir. Mit einer Mischung aus King Diamond-Gesang, Richard Claydermann-Klaviergeklimper, Dream Theater-Dudel-Progmetal-Anleihen, Songtiteln im Meat Loaf-Format und Full-Moll-Düster-Arrangements, die bisweilen verteufelt an den Score in den Simpsons-Halloween-Folgen erinnern, erweisen sich die Norweger einmal mehr als die Maitres de cuisine der Teufelsküche und können damit sogar Spex-Chefredakteure überzeugen. Das macht Spaß – doch: bitte-bitte, bloß nicht zuviel dabei denken! Im Info heißt es: Dieses Album ist eine lodernde Inszenierung der Leidenschaft für einen nonkonformen Lebensstil und eine Spiritualität jenseits der Dogmen von Religion und Gesellschaft” – hihi, es scheint tatsächlich Menschen zu geben, die Dimmu Borgir ernst nehmen. Dann gibt es wohl auch Leute, die sich vor Wolf-Rüdiger, dem kleinen Vampir, fürchten… Ich kann darüber nur herzhaft lachen, und dennoch – hier gilt: Besser gut gelacht als schlecht geträumt.
weitere Platten
Death Cult Armageddon
VÖ: 08.09.2003
Puritanical Euphoric Misanthropia
VÖ: 12.03.2001