Er ist der Meister unprätentiöser Popmusik, die eigentlich großen Erfolg haben müsste – und immer
wieder von Menschen überholt wird, die großen Lärm machen. Wer flüstert, hat eben Unrecht, außer er
heißt Phil Collins. “Coming Up For Air” klingt wie Aufbruch und Ende zugleich. Der Chef von Tapete
Records und Förderer niveauvoller (Gitarren-)popmusik (siehe ‘Be Your Own Boss’ in dieser Ausgabe)
spielt luftigen Pastellpop mit ganz viel Meeresblau und Wiesengrün, unaufgeregte Nummern zwischen
Erleichterung und Melancholie. Musik wie das Aufatmen nach einer Entscheidung, die Auszeit zwischen
zwei Orten oder die Leichtigkeit einer Suche, bei der das Finden Zeit hat. Das Booklet zeigt
Kofferanhänger, einen Spielschein aus dem Casino und Meernixen auf Hotelservietten, Wasser und Meer
sind beliebte Motive, die Texte behandeln das große Ganze, den Sinn des Lebens – so wie man darüber
nachdenkt, wenn man aus Zügen in Hügellandschaften schaut. In den besten Momenten klingt’s wie Nada
Surf und Ben Folds ohne Tränen oder Raemonn ohne ‘Wetten Daß?’, in den schwächeren ein wenig bieder
und mit Krimskrams wie Streichern oder Windspiel überladen. Das Weniger hier mehr ist, zeigen auch
die sehr schönen akustischen Coverversionen von The Divine Comedy, den Waterboys, Lyle Lovett, Paul
Westerberg und Carole King auf der Limited Edition-Bonus-CD. Eine Bereicherung stellt die
Gastposaune des Herrn Ekimas von Erdmöbel dar, die ein paar angenehm dunkle, atmosphärische Tupfer
setzt. Ein Album, so flüchtig und schön wie eine Brise im Gras und so ambivalent wie seine
Lebensweisheit: “But what you learn is this / It is what it is”. Für die einen ist das
Zahnlosigkeit, für die anderen innerer Frieden.
weitere Platten
Life Is No Movie
VÖ: 06.03.2009