Dirty Talons
Dirty Talons
Die verantwortlichen Drei, Manfred Herzog, Marco Barbarits und Bernhard Hlavka, waren vorher drei Viertel von Astpai, der 2020 aufgelösten besten Punkband aus dem deutschsprachigen Raum. Auf deren späten Platten gab es vermehrt 80er-Gitarreneinsprengsel zu hören, mit Dirty Talons werden die durchgelaufenen Chucks nun konsequent durch Kunstleder-Boots ersetzt. Heißt konkret: Neben Pretenders-Poprock-Ausflügen wie “Have Mercy” und Blastbeat-Versatzstücken aus dem Titelsong oder “No Contest” gibt es größtenteils ordentlich nach vorne schiebenden, bluesig-metallischen Classic Rock mit modernem Dreh.
So finden sich in “Bang Bang” etwa Thin Lizzy-Gedächtnismelodien neben Midtempo-Punk-Gestampfe, “Buried Alive” ist angesäuselter Kneipenrock mit NWOBHM-Solo. Überhaupt die Solos: Wenn es auf “Dirty Talons” eines zu viel gibt, dann solistische Gitarrenexkurse. Bei drei Gitarren kommt man aber schwer um derartige Exzesse herum. Zusammengehalten wird das Ganze durch Sängerin Jess Howells, die sich felsenfest zwischen Stevie Nicks, Tina Halliday und Chrissie Hynde positioniert und das eh schon gute Gesamtpaket auf ein neues Level hievt. Das füllt die Astpai-Lücke zwar nicht auf, aber dürfte Dirty Talons stabile Brücken auf zahlreiche Plattenteller bauen – verdient.