Discipline
Love Thy Neighbor

Discipline trampeln weiterhin auf ausgetretenen Streetpunkpfaden, die zwar recht eingängig daherkommen, aber immer noch einen äußerst unsympathischen Eindruck hinterlassen.

Man möge es mir verzeihen, aber die bierselige Männerverbundenheit der Oi!-Szene war nie meine Welt. Dieser ganze ‘Wir gegen den Rest der Welt’-Kram ist mir hier einfach zu simpel und durchsichtig gestrickt. Zudem herrscht in kaum einer anderen irgendwie dem Punk entstammenden Szene so viel Gewaltbereitschaft. Kein nettes Pflaster, also. Discipline haben sich in dieser Beziehung in der Vergangenheit auch gerne als leuchtende Vorbilder hervorgetan, da konnte einem so manches Plattencover schon leichte Übelkeit bereiten – man denke nur an das sehr zweideutige „Guilty As Charged“-Artwork. Mit „Love Thy Neighbor“ sieht es da nicht viel anders aus: Den Albumtitel mit einem Flash zu unterstreichen, in dem Schlagring, Messer und Baseballschläger sich kreuzen, spricht nicht eben dafür, dass hier jemand mehr denkt als früher. Wenigstens an den Texten lässt sich inzwischen nichts mehr als (un-)politisch bedenklich bekritteln, selbst bei „Hooligans Heaven“ spricht man inzwischen wohl lieber in der dritten Position, um Probleme zu vermeiden. Dass dieser Schachzug bewirkt, dass einige Leute die Band gleich sympathischer finden, klappt ja auch bei einer mit jedem neuen Album die Charts beherrschenden deutschen Band, macht mir die Sache aber nicht wirklich geheuer. Musikalisch hat sich das ganze inzwischen auf einem genretypisch simplen, aber zumindest songwriterisch soliden Niveau eingespielt, und dürfte Fans der Band mit Sicherheit begeistern. „Now Or Never“ beispielsweise klingt so dermaßen 2,5 Promille-kompatibel, dass da auf dem Weg ins Stadion kaum noch etwas schief gehen sollte. Und wir grölen noch ein bisschen…