Disgusting News
Symptoms
Text: Frederik Tebbe | Erschienen in: VISIONS Nr. 382

Zwölf Songs – nur drei davon kratzen an der Zwei-Minuten-Marke, der Rest bleibt darunter –, die dennoch genug Raum bieten, um alles Notwendige zu sagen: “Symptoms”, das neue Album der Bielefelder Band, ist ein von Sängerin Vanessa eindrucksvoll getragener, wütender Vollgasgalopp mit smartem wie pointiertem Songwriting und meinungsstarken Texten.
Überwiegend auf Englisch, hin und wieder auch auf Deutsch rechnen Disgusting News ebenso mit der Heuchelei innerhalb der eigenen Szene ab wie mit toxischer Männlichkeit, thematisieren mentale Gesundheit und Machtmissbrauch sowie leere Inklusionsversprechen. Es gibt also viel zu besprechen, doch die Platte verkommt weder zum trockenen Lehrstück noch zum prototypischen Hardcore-Einerlei: “Limits”, einer der besten Songs des Albums, beginnt etwa mit einem mehrstimmig gesungenen, melodischen und aufs Schlagzeug angepassten Intro, “People Pleaser” schielt gleichermaßen Richtung Post-Punk und Schweinerock, changiert zwischen verträumtem Gesang und breitschultrigem Refrain.
Disgusting News schaffen es trotz limitierter Spielzeit, ihren Songs genügend Raum zum Atmen und Aufbauen zu geben, etwa in “Empty Reflections”. Das macht “Symptoms” zu einer kurzweiligen, spannenden Platte und einem galligen Ausrufezeichen, das zeigt, warum es weiterhin wichtig und wertvoll ist, DIY-Bands zuzuhören.
Das steckt drin: Affenmesserkampf, Black Flag, Deutsche Laichen