Heißt: Virtuosen kleiden alles schick aus, verkneifen sich aber unnötiges Angeben. Untereinander tauschen Chad Stokes, Brad Corrigan und Pete Francis auf der Bühne die Instrumente. Sie singen auch alle. Sie grooven. Sie trappeln. Sie schwelgen. “Get Ready Boy” galoppiert mit Stetsons durch die Prärie und trifft vor dem Salooneingang die Beatles. “Josaphine” gestaltet eine leidvolle Lovestory als hundertprozentige Ballade aus. “Never Or Now” und “Feels So Good” wippen und kopfnicken in der Sonne, als seien Everlast und Jack Johnson zu Gast. “Sign Of The Times” ist ein einnehmendes, leicht geheimnisvolles Schattengewächs. Allen Stücken gemein ist eine uramerikanische Anmutung in der Atmosphäre. Nachdem sich das Trio Anfang der 00er Jahre ohne Medienhype und Majorlabel eine Fanbasis aufgebaut hatte, die in einem Abschiedskonzert vor 110.000 Fans mündete, trennten sich Dispatch unter anderem wegen der von außen an sie herangetragenen Erwartungen, so etwas wie “die nächste Dave Matthews Band” werden zu müssen. Diese “Gefahr” ist auch heute nicht gegeben, startet “Circles Around The Sun” doch nicht etwa wie einst Matthews Manifest “Before These Crowded Streets” mit einem 11/7-Takt, sondern mit einer erbaulichen Uptempo-Nummer, die an die Landstraßengelassenheit alter Poprockhelden wie Gin Blossoms oder The Cornells erinnert. Ein umgekehrtes Phänomen trifft eher diese Platte: Wäre sie bei einem Major statt bei einem Indie erschienen, hätte ihr edel getäfelter Sound womöglich unter ganz anderen Vorzeichen in dieses Magazin gefunden.
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America, Location 12
VÖ: 02.06.2017