Ich will ja nicht meckern – schließlich heißt der Mann, der hierzulande zum Symbol der “authentischen” Rap-Geschichten aus dem sozialen Brennpunkt avanciert ist, Sido. Da ist man mit dem Style aus Big Beat, Garage, Ragga, DrumnBass und Rap, den Dizzee Rascal und sein älterer Kollege Wiley zum neuen heißen Scheiß des Königreichs machten, noch anständig bedient. Und sicher: popkulturell hat das seine Bedeutung, steht es dem Blues oder der Social-Beat-Literatur im Geiste weit näher als dem Getue kalifornischer Low Rider. Rascal hat ohne Zweifel Skills und spuckt uns Geschichten vor die Füße, die Stadtmagazin-Redakteure als “ungeschminkt” bezeichnen würden. Nur wie er das macht, überschreitet auf “Showtime” die Grenze des Erträglichen. Seine aufs Nötigste reduzierten Beats aus Flatter-Bass, stoischem Loop und C64-Sounds darf man ja noch als Minimalismus schätzen, aber bei der Intonation hört es einfach auf. Anders als der in sämtlichen Belangen aufgeräumtere Wiley nölt und quäkt der Lausebengel in einer Tonlage, die derart selbstherrlich und überzogen klingt, dass viele sie in Kombination mit dem Stoizismus der Musik als Provokation loben werden. Provokation gelungen. Die Nerven liegen blank.
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