Kakusei ist der mittlerweile fünfte Output des legendären Turntable-Meisters aus Tokyo. Ich hatte zwar Französisch und nicht Japanisch als zweite Fremdsprache, aber es würde mich nicht wundern, wenn der Albumtitel irgend etwas wie Kälte oder krank bedeuten würde. Schon das zweite Stück Escape vermittelt den Eindruck, sich auf einer bizarren Reise durch die unterkühlte Gefühlswelt eines japanischen Workaholics zu befinden – der perfekte Sound für eine gepflegte Großstadtparanoia. Die Beats sind zwar noch durchaus kopfnickertauglich, doch ist ihnen, wie auch der Musik, eine Distanziertheit zu eigen, die einen gewissen Anspruch auf Unzulänglichkeit vermuten läßt. Die einzelnen Soundelemente wie Jazz, Dub und typische HipHop-Samples scheinen irgendwie in der Schwebe, im Unkonkreten zu verweilen und nur durch die Beats zusammengehalten zu werden. Zwar sind Krushs HipHop-Roots noch spürbar, aber eher in seiner Arbeitsweise bzw. in der Art, wie er einzelne Versatzstücke zu einem stimmigen Ganzen formt. The Dawn ist da ein gutes Beispiel: Meisterlich bedient er sich der ganzen Bandbreite samplebarer Klangquellen, von undefinierbarem Geblubber bis hin zum klassischen Piano-Loop, und verdichtet sie zu einem melancholischen Klanggemälde. Schade ist, daß der Longplayer auf Dauer etwas blaß und kraftlos wirkt. Aber wer weiß, vielleicht wird man ja so in den Straßenschluchten von Tokyo.
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