Mit James Lavelle und dem gemeinsamen Projekt Unkle schuf er soundtrackhafte Song-Gebilde und verschlungene Tracks, die förmlich nach dem dazugehörigen Film schrien. Nun legt Shadow nach, diesmal ohne Fremdbeteiligung, nur er, der Nerd mit der Riesenplattensammlung. Seine größte Leistung bestand und besteht darin, Rhythmen, Flächen und Tonnen von Sounds – die er erneut ausschließlich aus Samples generiert – so zueinander in Beziehung zu stellen, dass eine undurchsichtige, manchmal fast unheimliche, aber doch seltsam ansprechende Stimmung entsteht. Kein Gefummel, dass zum reinen Selbstzweck verkommt, sondern nur dazu dient, sich seinem persönlichen nächsten Level anzunähern. Und auch “The Priavte Press” zeugt wieder davon, dass Shadows Arbeit einer ganz eigenen Musikalität zugrunde liegt, die sicher nicht viele zeitgemäße Musiker ihr eigen nennen dürfen. Platt verglichen ist Shadow für das Elektronik-Genre in etwa das, was Radiohead für die Rockwelt darstellen. Ein Grenzgänger, dem keine Idee zu abstrakt, aber auch keine zu naheliegend ist. Dass diese Sorte Künstler einem keine einfachen Alben vor die Füße wirft, versteht sich von selbst; richtig: “The Private Press” ist anstrengend. Allein schon die Form: Wieder verzichtet Shadow nicht darauf, seinem Album einen Rahmen durch Intro und Outro zu geben, die beide mit “Letter From Home” betitelt sind, desweiteren gibt es zweimal zwei Stücke, die miteinander in Beziehung stehen. Das latent düstere, Klavier-getragene Thema von “Mongrel…” setzt sich im anschließenden “…Meets His Maker” fort, und “Blood On The Motorway” bildet eine Art Sequel zu “Mashin` On The Motorway”. Immerhin: Die beiden längsten Stücke sind hier neun und sieben Minuten lang, der Großteil des Albums ist also verhältnismäßig kompakt. Wer sich darauf einlässt, dem wird sich zumindest einiges auf “Private Press” schnell erschließen: Die Shadow-typischen, leicht bedrohlichen Instrumentalstücke wie “Fixed Income” oder “Giving Up The Ghost” und “Mongrel” werden schnell zu Begleitern auf deinem ganz persönlichen Lost Highway. Am einfachsten geht aber wohl “The 6 Day War” ins Ohr, das es zwar auch auf fast fünf Minuten Länge bringt, aber recht simpel aufgebaut ist und außerdem mit einer durchgehenden Gesangslinie arbeitet.
Anderes bleibt allerdings sperrig, wie das sehr verstolperte “Monosylabik”, ein digitales Clonk-Durcheinander ohne offensichtlichen Sinn, und auch die beiden HipHop-Stücke “Walkie Talkie” und “Right Thing/G D M F S O B” sind nicht unbedingt bahnbrechend. Hier zählt vielleicht eher der referenzielle Charakter, denn ohne HipHop wären wir schließlich nicht da, wo wir jetzt sind. “Here`s a story about being free” heißt es zu Beginn des letzten Stücks “You Can`t Go Home Again”, und das gilt sicher nicht nur für den feinen Breakbeat, der dann aus den Boxen kommt, sondern für das Album in seiner Gesamtheit sowie den Musiker Josh Davis. Die Gratwanderung zwischen Kunst und Straße ist nicht einfach, und jemand, der DJ Shadow in dieser Hinsicht das Wasser reichen könnte, ist nicht in Sicht.
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