Schweden galt lange als Sehnsuchtsort liberalerer Mitbürger: Nachrichten vom chancengleichen Bildungssystem und offenherziger Migrationspolitik fügten sich gut ein ins Halbwissen vom Wohlfahrtsstaat und Träumen von Bullerbü. Dass auch diese skandinavische Enklave nicht vor Rechtspopulismus gefeit ist, erlebt die ewige Sozialdemokratie gerade in den Nachwehen der Parlamentswahlen. Christoffer Öster hatte noch keine konkreten Zahlen vorliegen, als er sich entschied, seine brachiale Musik noch weiter in die Dunkelheit zu treiben, doch die gesellschaftlichen Tendenzen zeichneten sich bereits ab und liefern gute Gründe, Gift und Galle zu spucken. Mit erneut vier Songs kommt er diesmal auf 40 Minuten Spielzeit, ansonsten hat sich wenig im Vergleich zum Debüt des Soloprojekts geändert: Die Gitarren führen in karge, bisweilen melodiöse Sphären, das Schlagzeug verteilt Schellen zwischen Down- und Blastbeat und Östers wohldosierte Schreie sind an Intensität kaum zu überbieten. “Spirit Crusher” profitiert zudem davon, mehr als die oberflächlichen Charakteristika der zweiten Black-Metal-Welle verinnerlicht zu haben: Wie etwa der Titeltrack minutenlang auf einem repetitiven Riff herumkaut oder zu Beginn von “A Drowning Voice” eine eisige Gitarre aufflackert, führt direkt zurück in die 90er, nur ohne den fauligen Atem des Faschismus. Dödsrit gelingt damit erneut, woran viele Zeitgenossen scheitern: Dem Publikum eindrücklich zu vermitteln, dass die Welt nichts weiter ist als ein kalter, toter Ort.
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