Spätestens seit den Libertines ist Indie wenig mehr als die vorherrschende Geschmacksrichtungen bei fast jedem Rockmenü und die Demarkationslinie zum Feindgebiet so gut wie unkenntlich. Dog Day aus Halifax/Kanada gelingt jetzt das Kunststück, den locker-punkigen und ultramelodiösen Superchunk-Sound zeitgemäß upzudaten. Dazu brauchen sie wenig mehr als eine infektiöse Single unter zwei Minuten und elf weitere Songs, die das klassische Instrumentarium atemberaubend effektvoll einsetzen. Plötzlich ist das alles wieder neu, die himmelstürmenden Harmonien, die angenehm amateurhaften Gesangslinien, das lustvolle Stolpern über halsbrecherische Riffs. Vorgetragen von einer Band, die versucht, auf ihrem LoFi-Equipment möglichst heavy zu klingen. Um die aufreizend unbeteiligte Stimme von Seth Smith winden sich dabei kleine sexy Keyboard-Melodien, die von den Ladies im gemischten Doppel beigesteuert werden. Spaß macht auch der melancholische Unterton der durchweg quirligen Uptempo-Nummern, der die ganze LP in eine unverkennbare Klangfarbe taucht und zum genaueren Hinhören einlädt. Dabei kann man zum Beispiel “Bright Light” entdecken, einen vertonten Beschwerdebrief an Gott, der etwas subtiler ausfällt als bei Slayer. Gilt übrigens fürs ganze Album.