Der frontale Schattenriss eines Cowboys auf dem Cover der Platte verdeutlicht die Stimmung auf “No Keys” ganz gut: Das einst von New York nach LA emigrierte Trio Dommengang hat die “Color Out Of Space” – so der Titel des Quasi-Hits ihres Vorgängeralbums “Love Jail” von 2018 – abgeschüttelt. Die Band malt jetzt in dunklen Blau- und Grüntönen und ein wenig Schwarz, weil sie in ihren neun neuen Songs Themen verarbeitet, denen sich viele Erwachsene irgendwann stellen müssen: persönlicher Verlust, Angst, Depression. Das führt zwar dazu, dass “No Key” im Vergleich zum pastelligen Vorgänger und dem 2015er Debüt “Everybody’s Boogie” ein wenig die Leichtigkeit abgeht, dafür erzeugen Dommengang mit minimalen Mitteln Tiefgang. Der Psych wabert etwas düsterer, die Melodien sind etwas elegischer. Brillant agiert das Trio wie eh und je: Höchst fingerfertig, mit filigranem Bass von Brian Markham, tollen Gitarrensolos von Dan Sig Wilson und immer wieder bemerkenswerten Grooves von Adam Bulgasem winden sich die Songs diesmal zwischen vier und sechs Minuten und klingen trotz aller Vintageness ganz und gar gegenwärtig. Geerdet hat das Album erneut Tim Green, ein Freund der Band, dessen Aufnahmekatalog von Howlin Rain bis Sleepy Sun ihn dafür prädestiniert. Live eingespielt mit minimalen Overdubs ist es Wilsons Effektpalette, die das Bild vervollständigt. Camilla Saufley-Mitchell von den Tour-Partnern Golden Void singt außerdem bei “Jerusalem Cricket” mit, während sie den Ausklang, das getragene “Happy Death (Her Blues II)”, mit ein wenig Orgel veredeln.