Es geht Cumming mit “Out Calls Only” nicht darum eine bestimmte Ästhetik zu bewahren, oder sich eindeutig einem spezifischen Genre zuordnen zu lassen, sondern um größtmögliche Ehrlichkeit. Umso überraschender, dass ein Großteil der zehn Songs trotzdem in die gleiche musikalische Kerbe schlägt. Hundertprozentig einordnen kann man diesen eigensinnigen Mix von Country bis 70er Stehblues, aus Synthies, oft vordergründig eingesetztem Klavier, Gitarren und einem ansatzweise funky Bass tatsächlich nicht. Der Solokünstler Cumming ist weniger tanzbar als The Virgins, legt seinen Fokus mehr auf Country-Elemente und frönt dem Folk-Rock. Auch für Psychedelisches ist Platz: “Scarecrow” lässt mit seinem ausgedehnten Mittelteil Mucker-Herzen höher schlagen und weckt unweigerlich Erinnerungen an die weniger bluesigen Led-Zeppelin-Jams. Spätestens nach diesem gut vierminütigen Instrumental-Ausflug ist klar, dass Cumming sich bei seinem Debüt nicht groß hat reinreden lassen. Seine stärksten Momente hat er aber, wenn er ohne Gefrickel auskommt: “Total Darkness” zieht nur mit Akustik-Gitarre und seiner charismatischen Stimme in den Bann und lässt einen den Trennungsschmerz spüren, aus der heraus “Out Calls Only” teilweise entstanden ist – neben dem Ende seiner Band musste Cumming auch die Trennung von seiner Frau verarbeiten. Das leicht verstimmte Klavier von “Spanish Horses”, unterlegt von einem beschwörenden Rauschen, das an Vinyl erinnert, lässt das abwechslungsreiche und trotzdem stimmige Debütalbum in seiner Simplizität fast magisch ausklingen.