Austin/Texas, 14 Uhr. Draußen brüllt die Sonne, in der Horseshoe Lounge auf dem Lamar Boulevard ist es stockduster. Es riecht nach Bier, Schweiß und ungepflegten Bärten. Auf der Bühne steht ein Mann mit zerrissener Jeans, Holzfällerhemd und verbrauchter Akustikgitarre, der traurige Lieder über Liebe, Leben und das Unterwegssein singt. An seiner Seite ein Jazz-Drumkit, eine Pedal Steel, ein altes Piano, ein Upright Bass. Sie spielen und spielen, obwohl nur fünf Zuschauer da sind. Man geht in die nahegelegene Shopping Mall, zurück in die amerikanisch überzogene Glitzer-Jetzt-Welt, kehrt am Abend wieder zu einem Pint ins Horseshoe ein. Derselbe Mann, die gleichen Songs, Stunden später: Musik gewordene Aufrichtigkeit, die Stadt umgebende Prärie gegossen in kleine Songperlen, vorgetragen mit der brüchigen Stimme eines mittellosen Tramps. Keine Effekte, nichts Digitales, kein Instrument, das nicht doppelt so alt wäre wie die Akteure. Noch immer wenig Menschen da, aber das macht nichts. Die Musiker erfreuen sich an sich selbst, haben endlose Freude an der Authentizität dieser uramerikanischen Vortragskunst. So in etwa klingt das zweite Album “Simple Love” des Texaners David Dondero. Ebendort, in Austin, mit einigen Freunden unmittelbar auf Band gebannt, lebt diese Platte von den eindeutigen Bildern, die seine humorvollen Texte in Verbindung mit dieser amerikanischsten aller Musikstile im Kopf erzeugen. So viel Roots-Verbundenheit muss man mögen. Tut man’s, ist diese Platte der optimale Soundtrack für die Vorfreude zum nächsten Südstaaten-Urlaub.
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# Zero With A Bullet
VÖ: 27.08.2010