Gothic- und Alternative Rock sowie Heavy Metal verbinden Dool mit Nachdruck zu stiltranszendierenden Hits.
“For I am my father’s daughter – and my mother’s son”, ist eine der zentralen Textzeilen auf “The Shape Of Fluidity”. Dool-Frontperson Raven van Dorst wurde intersexuell geboren, als Säugling wurde ihr operativ das weibliche Geschlecht aufgezwungen. Insofern ist “Fluidity” leicht als Gender-Fluidität zu lesen, auf einer anderen Ebene funktioniert der Begriff aber auch für die stilistische Uneindeutigkeit der Band auf ihrem dritten Album.
Der doomige Alternative Rock von Alice in Chains, der Gothic Rock von The Cult, der Post-Punk von Killing Joke, Psychedelic Rock und auch klassischer Metal – all das verbindet sich völlig mühelos und schlüssig mit van Dorsts dringlichem Gesang, der auf irritierende Art wie eine Mischung aus Geddy Lee und Brian Molko mit größerem Stimmumfang klingt. Es ist völlig gleich, ob das treibende “Evil In You” an Unto Others erinnert, “Hermagorgon” tonnenschwer walzt, “Self-Dissect” von nervösen Prog-Rhythmen unterlegt ist oder “House Of A Thousand Dreams” als kitschfreie Gothic-Ballade beginnt – all das ist klischeefreie, furchtlose Rockmusik, die zudem perfekt wuchtig und natürlich produziert ist. Toby Schaper
Dool hätten etwas zu sagen, würde man ihre Botschaft unter dem generischen Schmalz noch hören.
Frontperson Raven van Dorst wurde intergeschlechtlich geboren. Die Ärzte bestimmten damals chirurgisch, dass der Säugling als Mädchen durchs Leben gehen soll. Entsprechend hat van Dorst einiges zum Thema Wandel und (Gender-)Fluidität zu erzählen: von Identitätsfindung, persönlichen und physischen Veränderungen, Weiterentwicklung – und letztlich der Akzeptanz als intersexuelle Person, inklusive Namensänderung.
So weit, so wichtig für Hörende, die vielleicht ähnliche Kämpfe führen. Dass Dool diese allerdings auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld austragen, ist wegen der vielen durchexerzierten Klischees, dem dickem Him-Eyeliner und der aufgeblasenen Metal-Mystik kaum auszuhalten. Zugegeben, Songs wie “Self-Dissect” und “Venus In Flames” beginnen noch einigermaßen dynamisch, erinnern stellenweise an den düsteren Post-Punk von Grave Pleasures, enden aber in peinlichem Geraune von Metal-Floskeln wie “The winds of destruction carry our secrets now” oder dem obligatorischem Gegniedel in Endlosschleife. Bei “House Of A Thousand Dreams” geht es mit der Band dann völlig durch, wenn van Dorsts nölige Kopfstimme selbst für Brian Molko – offenbar van Dorsts gesangliches Vorbild – zu gruselig wäre. Jonas Silbermann-Schön
Das steckt drin: The Devil’s Blood, Ghost, Killing Joke
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