Romantisch ja, kitschig nein. Franck Rabeyrolles startete sein Projekt Double U 2002 ungestümer, zupft sich aber langsam zur Transzendenz. Das Cover zieren neben dem dahingewehten Schriftzug eine Möwe sowie Neonröhren, im Inlet sehen wir Wolken, ein rätselhaftes Fischlarvenmobilee und die Notiz “inspired by Istanbul City”. Soll sagen: Die verträumten, zufälligen Formationen der Natur treffen auf die kalte Präzision der Elektronik und die verschnörkelten Ablenkungen der orientalischen Metropole. Zwar klingt hier nichts nach Istanbul, doch steht diese Stadt auch bei Schriftstellern immer für ein kaum fassbares Meer sinnlicher Eindrücke. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die psychedelische, mit elektronischen Mitteln verfeinerte Folkmusik von Double U, in die man sich fallen lassen kann wie in eine gemeinsame Jamsession von Nick Drake, Stephen Malkmus und David Gilmour. “She Lies” verwöhnt mit Gitarren wie Frühlingserwachen, “Golden Heart” könnten die Peppers in tiefer Nacht eingesungen haben, “Come To Me” knuspert ätherisch zu jazzigen Besendrums und erhebt sich in die Höhen von Elbow. Am schönsten, weil eigensten, zupft sich “A Certain Lief” mit windschiefem Gesang, knarzenden Saiten und eigensinniger Klarinette ins Herz des Hörers, weil es die größte Stärke Rabeyrolles’ ausspielt: durcharrangiert und detailreich am Klang zu basteln, dabei aber spröde genug zu bleiben, um nicht allzu schnell zu sättigen.