Einer der Gründe, warum ich diese Band so liebe, mag sein, dass die vier Musiker zu den sympathischsten Menschen gehören, die bisher in dieser Branche meinen Weg gekreuzt haben. Doch ein solcher Umstand könnte ja nun nicht über musikalische Mängel hinwegsehen lassen. Nun, der Sound von Dover ist sicher nicht sonderlich spektakulär, und nach dem tollen Vorgänger “Late At Night” gibt es auch keine wirklich neuen Aspekte an der Band zu entdecken. Dafür bekommen die eh schon süchtigen Doveraniacs 15 neue Survival-Rationen serviert. “Lady Barbuda” könnte gut als Indikator dienen, ob man der Droge Dover gegenüber prinzipiell suchtgefährdet ist, steckt hier doch alles drin, womit sich die spanischen Charts-Spitzenreiter ihre stetig wachsende Fangemeinde erspielt haben. Zunächst einmal natürlich der zwischen Zerbrechlichkeit und überschäumender Energie pendelnde Gesang von Cristina Llanos und die scharfkantigen Riffs ihrer Schwester Amparo. Dazu die tighte, kraftvolle und angenehm unaufdringliche Rhythmusfraktion in Person von Bassist Alvaro Díez und dem latent verrückten Schlagzeuger Jesús Antúnez, der zum Abschluss einer Show zuweilen gerne mal hüllenlos Räder und Purzelbäume schlägt. Das besondere Markenzeichen bei besagter Gitarrenarbeit ist der sehr versierte Wechsel von durchgezogenen und abgedämpft gespielten Akkorden sowie auf den einzelnen Saiten gezupften Melodien, der auch bei der x-ten Variation á la Dover noch keine Ermüdungserscheinungen bei mir aufkommen lässt. Ein absoluter Ohrwurm vom Schlage “DJ”, “Serenade” oder “Cherry Lee”, der sich als Single-Hit aufdrängen würde, ist diesmal gar nicht dabei, dafür aber genug Songs, die das Potenzial haben, sich auf alternativen Tanzflächen und Radiostationen einen dauerhaften Platz zu erkämpfen. Zum Beispiel die nicht ganz so harte erste Auskopplung “King George” mit ihrem nettem Country-Intro. Oder das rockige “The Weak Hour Of The Rooster”, das etwas ruhigere “Big Mistake” und das treibende “Recluser”. Das schwer melancholische Schlusslied “Cold” gehört definitiv auch noch zu den zahlreichen Highlights. Schlecht ist wie gesagt kein einziger der hier vertretenen Songs, im Gegenteil.
Das Album wirkt nur nicht so spektakulär, weil der Schritt seit “Late At Night” nicht mehr so groß ist wie die Entwicklung zwischen den vorherigen Alben. Und bedenkt man, dass es diesmal mit Produzent Barrett Jones nicht so rund lief wie beim letzten Mal (siehe Artikel ab Seite 52) und dass die vier Musiker nicht die allerbeste Zeit im Aufnahmeexil Los Angeles (daher auch der Titel) hatten, ist “I Was Dead For 7 Weeks In The City Of Angels” ein verdammt gelungenes Album geworden, dass trotz der sehr düsteren Texte jede Menge Energie und Lebensfreude versprüht. Solange solche Platten es schaffen, die Charts anzuführen, ist mein Glaube an das Gute nicht gänzlich zu zerstören. Und sollte ich irgendwann vielleicht noch mal heiraten, wäre dieses Quartett aus Madrid als Hochzeitskapelle meine erste Wahl.
weitere Platten
2
VÖ: 18.01.2008
Follow The City Lights
VÖ: 22.06.2007
The Flame
VÖ: 26.01.2004
Late At Night
VÖ: 01.12.1999
Devil Came To Me
VÖ: 01.01.1999