Doch zumindest Claptons zurückhaltende Gesangseinlage auf Bramhalls fünftem Album “Shades” ist kein netter Zufall: Der Songwriter und Produzent ist seit Jahren mit der Gitarren-Legende befreundet und Teil seiner Live-Band. Der Song “Everything You Need” ist dann wider Erwarten keine Ballade, sondern stark R&B-geprägt, im Opener “Love And Pain” hält Bramhall hingegen smooth die emotionale Waagschale zwischen Liebe und Schmerz. Norah Jones kommt in vertrautem Sound zum Einsatz: Durch das Americana-inspirierte “Searching For Love” lässt sie ihren sanften Gesang im Duett mit Bramhall streifen und ist ebenso dezent, wie sie aufgetaucht ist, wieder verschwunden. In zwölf Songs schöpft der Sänger aus Austin, Texas viele Seiten des Blues mit einem Hauch Garage-Rock aus und hat kein Problem damit, Neues zu probieren. Dabei bewegt sich der Multiinstrumentalist fernab von klischeehaftem Altherren-Blues und erschafft lieber eine zeitgenössische Variante. Etwas Nostalgie muss dann aber doch noch sein: Mit seiner Interpretation von Bob Dylans “Going Going Gone” beendet er “Shades” zusammen mit der ihm eng verbundenen Tedeschi Trucks Band. Ein schlichtes Klavier, Trompetenklänge, mehrstimmiger Gesang und ein Gitarrensolo, das gefühlt in die Unendlichkeit gezogen wird, sind vielleicht etwas viel Pathos, insgesamt zeigt Bramhall jedoch, dass Blues nicht immer aus tiefem Schmerz entstehen muss, sondern auch mal nur charaktervolle Musik sein kann. Weh tun Bramhalls Songs auf “Shades” jedenfalls niemandem.