Dragged Into Sunlight
Hatred For Mankind
Text: Jan Schwarzkamp
Oder aber der Soundtrack für Verstümmelung, Entweihung und Zwietracht – beides haben Dragged Into Sunlight sich da zusammengesponnen. Endlich mal wieder ein herrlich verstörendes Stück frontaler Perversion. Sicherlich erfinden die Amis das lyrische Alphabet aus Mord und Totschlag, Ketzerei und Kotze nicht neu. Was sich auf Hatred For Mankind zwischen cannibalised remains und dethroned, defleshed and stoned to death im Textheft abspielt, das spielte sich auch schon bei Slayer und Cannibal Corpse ab.
Aber was solls. Man versteht im Wirbelsturm aus Grunz und Keuch eh kein Wort. Dafür klingt es ganz ausgezeichnet. Denn was dieses rasende Massaker von einem Album auszeichnet, ist die bemerkenswerte Produktion und der Wille, das Tempo auch mal zu drosseln. Für erstere ist Stoner-/Noiserock-Ikone Billy Anderson verantwortlich, der Hatred For Mankind – dieser stumpf asoziale Titel auch! – nicht zu einem Kellerkrach-Demo im Dark-Throne-Stil verkommen lässt. Vielmehr verzieren er und Dragged Into Sunlight den Blastbeat-Teppich mit einer ausgefeilten Schicht aus grabestiefen Gitarren. Tatsächlich wird Zwischentönen (und allerhand perversen Filmzitaten) Raum zur Entfaltung zugestanden.
In den bis zu 12-minütigen Songs lässt sich deshalb einiges entdecken. Gerade das zehnminütige Volcanic Birth entwickelt ungeahnten Abwechslungsreichtum, und sogar der Doom-Groove kommt nicht zu kurz. Das stilvolle Äußere, das eine satanistische Entbindung zeigt, ist vielleicht das künstlerisch wertvollste, was das Genre seit Larry Carrolls Slayer-Artworks hervorgebracht hat. Eine wahrhaftige Tour de Force, dieses Album.
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Widowmaker
VÖ: 09.11.2012