Das hat die Band intelligent gelöst: ganz oder gar nicht. Stückchenweise kann man ihr Album nicht hören. Drei Tracks gehen fließend ineinander über und sind eigentlich ein 40-minütiges Gesamtwerk. Mittendrin einzusteigen oder aufzuhören ist ähnlich sinnlos wie bei einem Film oder Buch. Wie verstört “Widowmaker” den Hörer allerdings hinterlässt, ist anfangs nicht zu ahnen: Das Album beginnt sehr ruhig, zurückhaltend und unverzerrt. E-Gitarre, E-Bass und Klavier etablieren eine schwermütige, unheilvolle Grundstimmung. Der erste Teil nimmt fast unbemerkt an Fahrt auf, eine Violine kommt dazu, und das Ensemble beginnt fieberhaft zu klingen, als drifte jemand in den Wahnsinn. Mit einem Schrei bricht der zweite Teil los: Mit voller Wucht bahnt sich eine unaufhaltsame Kraft aus Sludge und Death Metal ihren Weg und treibt vor sich eine Kreatur her, die unverständlich und gequält schreit. Im letzten Teil des Albums beruhigt sich das Geschehen kurz, bevor es sich noch einmal aufbäumt und – unangenehm dissonant – in Gitarren-Feedback verläuft. Was hier in wenigen Sätzen zusammengefasst ist, entspricht einer Reise am Rande von Wahnsinn und Qual. Anhaltspunkte für eine Deutung liefern nur wenige Samples, etwa Aufnahmen des Serienkillers Richard Ramírez: Killing is killing whether done for duty, profit or fun – men murder themselves into this democracy. “Widowmaker” lässt viele Interpretationen zu, vielleicht zu viele. Musikalisch ist es zweifellos beeindruckend.
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Hatred For Mankind
VÖ: 19.11.2010